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Rohstoffpreise steigen – auch beim Weizen

2 September 2021

Weizen wurde um 40 Prozent teurer, Hartweizen sogar um 70 Prozent. Welche Folgen haben die hohen Rohstoffpreise für ein Lebensmittelunternehmen und letztendlich für die Konsumenten?

Die Rohstoffpreise steigen – auch bei den Lebensmitteln. Der Preis für Getreide ist um 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, jener für Hartweizen um 70 Prozent – und das ist der derzeitige Stand der Dinge Ende August. Was dies konkret für ein Unternehmen, das in dieser Branche tätig ist, bedeutet, hat uns Rudolf von Berg, Geschäftsführer der Meraner Mühle, erklärt.

Rudolf von Berg, Geschäftsführer der Meraner Mühle

Wetterkapriolen als Hauptschuldige

Zuerst stellt sich einmal die Frage, wodurch dieser Anstieg der Kosten für Weizen begründet ist. Für Rudolf von Berg sind dafür in erster Linie ungünstige klimatische Bedingungen verantwortlich: „ Im grain belt in Amerika herrschte extreme Hitze, die Ernte fiel schlecht aus, weshalb die Preise an der Getreidebörse nach oben geschossen sind. In Europa lag über den Ländern, die den meisten Weizen produzieren – Frankreich, Deutschland, Österreich – ein langes Tief zur Haupterntezeit. Die Ernte, die normal im August schon lange beendet ist, verschob sich somit um 4 Wochen nach hinten, auch die Erträge sind um rund 20 Prozent geringer aufgrund der hohen Feuchtigkeit. All dies hat zu Engpässen geführt, sodass teilweise kaum mehr Weizen erhältlich war. Dazu kommen Investoren, die durch Spekulationen an der Börse den Markt weiter anheizen.“

Warenströme verschieben sich

Eine Folge dieser Entwicklung ist die Verschiebung der Warenströme. „Südeuropa kauft z.B. viel Weizen in Amerika ein und lässt ihn per Schiff liefern. Jetzt versorgt man sich in Europa, da die Preise niedriger sind. Auch neue Märkte sind dazu gekommen – denken wir nur an China. Weizen bzw. Hartweizen werden ja nicht nur für Brot bzw. Nudeln gebraucht, auch die Tierfütterung hängt davon ab. Steigender Milch – und Fleischkonsum bedeutet somit auch mehr Nachfrage nach Weizen“, erklärt von Berg. Auf kurz oder lang erwartet er deshalb auch Preissteigerungen bei anderen Lebensmitteln.

Steigende Preise, auch für die Verbraucher

Rechnet man zu den gestiegenen Kosten für Weizen noch die steigenden Energiepreise, höhere Kosten für Verpackungsmaterial, Paletten und Transporte hinzu, so werden Preissteigerungen für die Kunden unumgänglich sein. Die Hauptkunden der Meraner Mühle sind Bäckereien, danach kommen die Lebensmittelindustrie und die Gastronomie. Das Unternehmen wird die Preissteigerungen weitergeben müssen, seine Kunden wiederum werden diese an ihre Kunden weiterreichen. Wobei von Berg beruhigt: „Weil Weizen um 40 Prozent mehr kostet, bedeutet dies nicht, dass auch Brot um 40 Prozent teurer wird. Da sind auch z.B. Hefe und Wasser drinnen. Einen großen Anteil an den Kosten haben auch Personalkosten, Geschäftsmieten etc. Der Preis für Brot wird steigen, aber sicher nicht um 40 Prozent.“

Qualität des Mehls

Wichtig in der ganzen Diskussion ist für von Berg aber auch die Qualität des Mehls: „Von den ungünstigen klimatischen Umständen ist auch die Qualität betroffen. Es tut dem Weizen einfach nicht gut, wenn er ständig feucht wird. Wir wollen unseren Kunden die gewohnte Qualität liefern, weshalb darauf beim Einkauf besonders geachtet werden muss.“

Wie schaut die Zukunft aus?

Mittelfristig erwartet sich von Berg, dass sich die Preise einpendeln werden: „Aber Hellseher bin ich auch keiner. Noch im Juli war alles ruhig und keiner hat mit diesem Szenario gerechnet.“