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Nach dem Vollbrand neu durchgestartet

2 Mai 2023

Genau drei Jahre sind seit dem Vollbrand bei der G. Pfitscher GmbH in Burgstall vergangenen. Das Unternehmen hat es geschafft, heute wieder gleich viel Arbeit wie vorher zu haben. Das neue Werk ist von Automation und Digitalisierung geprägt, die Absatzmärkte reichen bis ans andere Ende der Welt.

Speck aus Südtirol – findet man auch in Japan oder Neuseeland. „Klar, wir sprechen hier nicht von unseren größten Absatzmärkten, die bleiben weiterhin Südtirol bzw. Italien, wo wir zwei Drittel unseres Umsatzes generieren. Dennoch sind diese Länder für uns spannende Märkte“, erzählt Lukas Pfitscher nicht ohne Stolz.

Familienbetrieb

Das Familienunternehmen G. Pfitscher GmbH mit Sitz in Burgstall wurde 1980 von seinen Eltern gegründet, und ist wahrscheinlich vielen Südtirolern aufgrund des Großbrandes, der im Jahr 2020, nur wenige Tage vor dem Lockdown, alles zerstörte, ein Begriff.

Ein Familienunternehmen: Michael (links) und Lukas (rechts) führen gemeinsam mit ihren Eltern die G. Pfitscher GmbH in Burgstall.

Lukas Pfitscher ist seit 2000 im Unternehmen, sein Bruder Michael kam etwas später dazu, die Eltern haben sich mittlerweile stark zurückgezogen. „Mein Bruder ist für die Technik und Produktion zuständig, ich für den Verkauf und die Verwaltung. Gemeinsam führen wir das Unternehmen, mit Unterstützung unserer Eltern. Als Familie sind wir ein gutes Team, aber ohne unsere Mitarbeiter:innen würde gar nichts gehen“, ist Pfitscher sicher. Gerade nach dem Vollbrand hat sich gezeigt, wie wichtig es ist, die richtigen Mitarbeiter:innen zu haben. „Sie sind zu uns gestanden, haben Verantwortung übernommen. Gemeinsam, mit der Unterstützung unserer Kunden und Lieferanten ist es uns gelungen, den Betrieb wieder aufzubauen.“

Hochmodernes Werk nach dem Vollbrand

Der nach dem Vollbrand komplett neu aufgebaute Sitz der G. Pfitscher in Burgstall.

Nach dem Vollbrand ist vor dem Vollbrand: seit 2 Monaten ist wieder gleich viel Arbeit da wie vorher. „Wir haben nun eines der modernsten Werke über unsere Region hinaus. Aus der negativen Situation haben wir versucht das Beste zu machen: alles auf null stellen, aber mit der Erfahrung von 40 Jahren noch mal alles neu machen. Automation, Energieeffizienz sind dabei wichtige Themen gewesen.“

Automation in Produktion und Lager nach dem Vollbrand

Tatsächlich ist es beeindruckend, wenn man durch die Produktions- und Lagerhallen geht. Die Ware wird vollautomatisch von einer Station zur nächsten transportiert. Im letzten Stock, wo sich die Lagerhalle befindet, sind Roboter unterwegs, die die Ware von einem Ort zum anderen bringen, damit der Speck optimal reifen kann und dann für den Versand in die ganze Welt vorbereitet werden kann. „Der einzige Mitarbeiter, der hier in diesem Stock ist, fühlt sich manchmal schon einsam“, lacht Pfitscher.

Gut ausgebildete Mitarbeiter sind gefragt

Drei Wartungstechniker gibt es im Unternehmen, alle sind Mechatroniker. „Natürlich braucht es auch noch den Metzger, aber wir brauchen ebenso Mitarbeiter:innen mit veterinärer Ausbildung, Mikrobiologie, Biochemie, Lebensmittelingenieure“, so Pfitscher.

Speck aus Südtirol für die ganze Welt

Gerade der Export bringt komplexe Aufgaben mit sich. Jedes Land hat andere veterinäre Auflagen, andere Qualitätsansprüche. Die Kontrollen der jeweiligen Länder sind sehr streng. „Da darf man sich keinen Fehler erlauben. Speck, der in die USA geht, kommt mit dem Rest zum Beispiel nicht in Berührung.“

Doch wie kommt ein kleines Unternehmen aus Südtirol überhaupt dazu, Speck auf die Seychellen, nach Kuba oder Australien zu liefern?

Italienische Produkte geniessen weltweit einen ausgezeichneten Ruf, erklärt Lukas Pfitscher.

„Italien hat einfach in der Gastronomie einen enormen Kulturschatz. Die Qualität der Produkte ist hochwertig, dafür werden sie weltweit geschätzt. Italienische Händler weltweit wollen unsere Produkte. Spannend dabei ist für mich, dass die gefragten Eigenschaften überall anders sind. So wird in Japan fetthaltiger Speck verlangt, denn Fett steht dort für Qualität. Auch bei den Verhandlungen mit den Geschäftspartnern in den jeweiligen Ländern habe ich viel gelernt. Da gibt es enorm viele kulturelle Unterschiede, auf die man sich einlassen muss, um erfolgreich zu sein.“

Der Rohstoff, sprich die Hammen, kommen zum Großteil aus Deutschland. Italien hat aufgrund des Rohschinkens bereits einen sehr hohen Eigenbedarf. Und Bio-Speck? „Biospeck macht in unserer Produktion leider noch wenig aus. Der langjährige Boom ist abgeflaut, aber wir glauben daran. Selbst wenn immer alle viel reden, aber das Kaufverhalten dann ein anderes ist. Somit wollen wir BIO, vor allem Bioland ausbauen, aber wir müssen produzieren, was der Markt verlangt.“